Correctiv unterstützt Facebook im Kampf gegen Fake News – vorerst gratis

Correctiv unterstützt Facebook im Kampf gegen Fake News – vorerst gratis

Facebook gibt dem internationalen Druck nach und forciert Bemühungen, Fake News – also bewusst lancierte Falschmeldungen – auf seiner Plattform kenntlich zu machen. In den USA kooperiert Facebook dazu mit Organisationen wie ABC News, FactCheck.org, Associated Press, Snopes und Politifact, in Deutschland hat sich das soziale Netzwerk die Unterstützung des gemeinnützigen Recherchezentrums Correctiv gesichert. Dessen Geschäftsführer David Schraven hat sich zur Art der Kooperation bereits auf Facebook geäußert:

https://www.facebook.com/correctiv.org/photos/a.1445617209021055.1073741829.1399637916952318/1790126607903445/?type=3

Nutzer erhalten künftig die Möglichkeit, Beiträge als Falschmeldung zu kennzeichnen. Correctiv hat die Aufgabe, oft geteilte, aber mehrfach als Falschmeldung gekennzeichnete Beiträge zu prüfen. Handelt es sich nach Überzeugung der Faktenchecker um Fake News, werden die Beiträge mit einem Warnhinweis gekennzeichnet und um einen Link ergänzt, unter dem die Behauptungen den recherchierten Tatsachen gegenüber gestellt werden – die Fake News verschwinden also nicht, unvoreingenommene Leser werden aber auf deren zweifelhafte Glaubwürdigkeit aufmerksam.

Schon kurz nach der Bekanntgabe finden sich zu Hauf Zensurvorwürfe als Kommentare unter den Ankündigung. Das sieht man bei Correctiv, deren Rechercheergebnisse in mehr als einem politischen Lager für Ärger gesorgt haben, allerdings entspannt:

Zensur ist, wenn der Staat Deine Meinung unterdrückt. Keine Zensur ist es, wenn wir Dir sagen, dass Du Unsinn erzählst, wenn Du Unsinn erzählst.

Kein Geld für den Faktencheck

Aber auch nicht jeder, der grundsätzlich mit den Zielen von Correctiv sympathisiert, betrachtet die Kooperation mit Facebook als Adelung für das Recherchenetzwerk. Einen schalen Beigeschmack hat insbesondere eine Passage in Schravens Ankündigung;

In dieser Phase fließt kein Geld für das FactChecking. Auch hier müssen wir langfristig sehen, welche Finanzierungsformen es gibt. Es wird schwer werden, das Geld unserer Spender dafür auszugeben, Facebook zu heilen.

Correctiv finanziert sich vor allem durch Spenden von Bürgern und Zuwendungen von Stiftungen. Die Unterstützer des Recherchenetzwerks bezahlen also dafür, die Probleme zu lösen, die auf der Plattform eines der reichsten Konzerne der Welt aufgetreten sind (allein im dritten Quartal 2016 hat Facebook einen Gewinn von 2,38 Milliarden Dollar erwirtschaftet).

Das mag dem Selbstverständnis der Initiatoren von Correctiv entsprechen, die so die wirtschaftliche – und damit letztlich auch ihre journalistische – Unabhängigkeit des Recherchenetzwerks wahren. Nicht alle Förderer dürften damit einig gehen.

So findet sich unter Schravens Beitrag auch Kommentare wie der folgende:

Leute, wenn ihr euer Geld in FB steckt, dann bin ich nicht länger Mitglied bei euch. Facebook-Nutzerin 'Miri Te'

Geschäftsführer Schraven bezeichnet die zunächst unentgeltliche Arbeit für Facebook denn auch als „Betatest“, in einigen Wochen werde entschieden, wie es mit dieser Arbeit weitergeht.