Stell dir vor, du entdeckst eine neue Band auf Spotify, die in nur zwei Wochen über eine halbe Million monatliche Hörer gewinnt, zwei Alben veröffentlicht und mit einem dritten schon in den Startlöchern steht. Klingt nach dem Traum eines jeden Newcomers – doch bei The Velvet Sundown ist vieles anders. Hinter dem kometenhaften Aufstieg steckt vermutlich keine menschliche Band, sondern ein KI-generiertes Musikprojekt, das derzeit die Musikszene und Medien gleichermaßen beschäftigt.
Die Spurensuche nach echten Menschen bleibt erfolglos
Die Band tritt als klassische Vierer-Formation auf, mit Namen wie Gabe Farrow und Lennie West. Doch eine Recherche nach diesen Musikern führt ins Leere: Keine Social-Media-Profile, keine Auftritte, keine Interviews – nichts außer einer erst kürzlich angelegten Instagram-Seite, die mit offensichtlich KI-generierten Bildern gefüllt ist. Auch die Musik selbst trägt Spuren maschineller Herkunft: Die Songs wirken wie typische KI-Kompositionen, die Bandfotos zeigen die bekannten Unschärfen und Hyperrealismen aktueller Bildgeneratoren.
Streaming-Erfolg ohne echte Fans?
Der Erfolg von The Velvet Sundown wirft Fragen auf. Wie echt sind die Hörerzahlen? Medien und Experten spekulieren, dass ein Teil der Streams von Bots stammen könnte, was im Streaming-Business kein neues Phänomen ist. Dennoch: Mit den aktuellen Zahlen könnte die Band – oder besser gesagt ihre Macher – monatlich mehrere tausend Dollar allein über Spotify einnehmen.
Transparenzmangel und fehlende Kennzeichnung
Besonders kritisch ist die fehlende Transparenz: Spotify macht keine Angaben dazu, ob Songs KI-generiert sind, und eine Kennzeichnungspflicht existiert nicht. Während Konkurrent Deezer immerhin vage Hinweise gibt, bleibt auch dort unklar, wie viel Mensch und wie viel Maschine in der Musik steckt. Für dich als Hörer bedeutet das: Du weißt nicht, ob du gerade einen echten Künstler oder einen Algorithmus unterstützt.
Symptom einer Branche im Umbruch
Der Fall The Velvet Sundown ist kein Einzelfall, sondern ein Symptom für eine Musikindustrie im Wandel. Laut Deezer sind mittlerweile fast 20 Prozent der hochgeladenen Songs KI-basiert – Tendenz steigend. Die Grenzen zwischen Mensch und Maschine verschwimmen, Authentizität wird zur Mangelware. Für Musikliebhaber, aber auch für Künstler, stellt sich die Frage: Was ist noch echt? Und wie viel Wert hat Musik, wenn sie massenhaft von Algorithmen produziert wird?
Fazit: KI-Musik braucht klare Regeln
The Velvet Sundown zeigt, wie leicht KI die Mechanismen der Streaming-Plattformen ausnutzen kann – und wie dringend die Branche Transparenz und Kennzeichnungspflichten braucht. Sonst bleibt dir als Hörer nur die Unsicherheit, ob du gerade Teil eines musikalischen Experiments bist – oder doch nur einer cleveren KI-Kampagne auf den Leim gehst.





