Doktor Google wird schlauer: Google-KI hört Krankheiten

„Jetzt tief einatmen, Luft anhalten … jetzt ganz langsam ausatmen. Und jetzt husten Sie mal.“ Das waren seine Worte, während der Arzt mir das eiskalte Endstück seines Stethoskops auf die Brust drückte. Er hoffte zu hören, ob mich bloß eine kräftige Erkältung gepackt hatte, oder etwas Schlimmeres.

Als er mich anschließend fragte „Wie viel rauchen Sie eigentlich“, wusste ich, dieses Mal war es wohl etwas Schlimmeres, denn ich bin Nichtraucher, schon immer gewesen. Eine anschließende Röntgenaufnahme meiner Lunge und eine Blutuntersuchung bestätigten dann auch seine Verdachtsdiagnose „beidseitige Lungenentzündung“.

Das ist ein paar Jahre her, mir geht’s längst wieder gut. Daran, wie Ärzte Lungenkrankheiten diagnostizieren, hat sich seitdem wenig geändert. Möglicherweise bekommen sie aber bald einen neuen Kollegen: Doktor Google.

„Nicht Doktor Google, bitte!“, höre ich schon die gesammelte Ärzteschaft, deren Patienten sich immer öfter mit einer schnellen Internetsuche selbst Diagnosen stellen und von studierten Medizinern allenfalls noch eine Zweitmeinung einholen, wenn’s gut läuft.

Doktor Google macht Röntgenbilder vielleicht bald obsolet: Tuberkulose erkennt die KI mit 90prozentiger Sicherheit am Husten.

Doch, bei Lungenkrankheiten könnte Doktor Google tatsächlich hilfreich sein: Der Konzern hat eine KI entwickelt, die in der Lage ist, Atemgeräusche, Husten und Co. mit hoher Treffsicherheit zu interpretieren und eine Diagnose zu stellen. Das kann nicht nur in Ländern nützlich sein, in denen medizinisches Personal und Ausrüstung Mangelware sind. „Könnten Sie mal in die App husten?“, könnte die Sprechstundenhilfe den Patienten bitten, der am Telefon einen Termin vereinbaren möchte, und wenn er dann die Diagnose „Tuberkulose“ mitbringt, am besten getrennt von den anderen Patienten auf seine Begegnung mit dem Arzt warten lassen.

Eine KI, die medizinische Diagnosen stellt (oder dabei hilft), birgt natürlich ein paar Probleme: Was, wenn eigentlich Todkranke kurz in ihr Smartphone röcheln, die todbringende Lungenpest aber wegen eines Bedienungsfehlers oder einer KI-Halluzination aber unerkannt bleibt und sie wegen der vermeintlichen Harmlosigkeit ihrer Krankheit auf einen Arztbesuch verzichten? Und, um mal eine typisch deutsche Frage zu stellen, was ist mit dem Datenschutz? Mein Husten gehört schließlich mir. Das sind durchaus berechtigte Fragen. Ich bin aber sicher, wir werden zufriedenstellende Antworten auf diese Fragen finden.

Hintergrund: Google hat eine KI-Technologie entwickelt, die Krankheiten anhand von Körpergeräuschen erkennen kann. Das System analysiert Husten, Atmung und Herzschläge, um potenzielle Gesundheitsprobleme zu identifizieren. Besonders vielversprechend ist der Einsatz bei der Früherkennung von Tuberkulose, wo die KI eine Genauigkeit von 90 Prozent erreicht. Die Technologie könnte den Zugang zu medizinischer Diagnostik in ressourcenarmen Gebieten verbessern (Quelle: Heise).

Hol dir den ChatGPT-Leitfaden mit Sofort-Erfolg
– und verpasse keine Neuigkeiten mehr!

Wir senden keinen Spam! Erfahre mehr in unserer Datenschutzerklärung.